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Seit mehr als einem halben Jahrhundert gilt ein bestimmtes Rezessionsvorhersagemodell als untrüglich: die Zinsstrukturkurve. Diese grafische Darstellung der Renditen auf kurzfristige und langfristige Staatsanleihen hat seit 1966 jede Rezession in den USA präzise vorhergesagt. Aktuell schlägt dieser bewährte Indikator erneut Alarm und sendet eine klare Botschaft an die Finanzwelt: Eine wirtschaftliche Abkühlung steht bevor.
Das Kernstück der Zinsstrukturkurve bildet die Differenz zwischen der Rendite von dreimonatigen und zehnjährigen US-Staatsanleihen. Üblicherweise erhalten Investoren höhere Zinsen für langfristige Anleihen, da sie über einen längeren Zeitraum Risiken eingehen. Kehrt sich dieses Verhältnis jedoch um und werden kurzfristige Anleihen höher verzinst als langfristige, spricht man von einer inversen Zinskurve. Ein solches Szenario, das oft als zuverlässiger Indikator für eine bevorstehende Rezession angesehen wird, hat sich derzeit eingestellt.
Wall Street bleibt von dieser Entwicklung nicht unberührt. Experten sind zunehmend besorgt, dass die Umkehrung der Zinskurve auf eine nachlassende Wirtschaftsaktivität hinweisen könnte. Diese Besorgnis rührt auch davon, dass vergleichbare Umkehrungen in der Vergangenheit immer einem wirtschaftlichen Abschwung vorausgingen. Wirtschaftswissenschaftler weisen darauf hin, dass ein entscheidender Auslöser dieses Phänomens in der aggressiven Zinspolitik der Federal Reserve begründet liegt. Durch die Erhöhung der Zinssätze auf kurze Sicht versucht die Fed, die steigende Inflation einzudämmen, was jedoch zu Verunsicherung auf den Märkten führt.
Obwohl skeptische Stimmen darauf hinweisen, dass die gegenwärtigen wirtschaftlichen Bedingungen einzigartig seien und historische Vergleiche nicht zwangsläufig zutreffen müssten, bleibt das Vertrauen in die Zinsstrukturkurve ungebrochen. Viele Investoren und Analysten betrachten ihre Warnungen als Mahnung, Vorsicht walten zu lassen und sich auf mögliche Turbulenzen vorzubereiten. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit wird sie weiterhin als wichtige Orientierungshilfe dienen und die Diskussionen über die wirtschaftliche Zukunft der USA prägen. Die Vorzeichen stehen eindeutig auf Sturm, und die kommenden Monate werden zeigen, inwieweit sich die Prognosen dieses erprobten Indikators bewahrheiten.
Quelle:
– This Recession Forecasting Tool Hasn’t Been Wrong Since 1966 — and It Has a Clear Message for Wall Street (https://www.fool.com/investing/2025/05/17/recession-forecast-tool-not-been-wrong-since-1966/?.tsrc=rss)